Stegreifentwerfen DISPLACED. Co-Learning-Spaces

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Sommersemester 2020
TU Wien Fakultät für Architektur und Raumplanung

Was kann, was soll unser konkreter künstlerischer/architektonischer/gestalterischer Beitrag angesichts aktueller gesellschafts- und bildungspolitischer Herausforderungen sein?
Das Lehr- und Forschungsprojekt „DISPLACED“ wurde 2015 gestartet, um über Selbstermächtigung,Tatkraft, soziales Engagement und vielschichtiges Lernen – miteinander und voneinander – praxisbezogene, sozialintegrative und unmittelbar bildungsrelevante 1:1-Beiträge vor Ort mit Asylsuchenden zu erarbeiten.

Auch mit diesem DISPLACED-Stegreifentwerfen verlassen wir den vertrauten Lernort Universität und begeben uns auf das Open University-Gelände in Neu Marx in unmittelbarer Nähe des Flüchtlingsgroßquartiers Haus Erdberg. Schon in den vergangenen Semestern wurde das „OPENmarx“-Areal, das unserer Fakultät von der "Wiener Standortentwicklungsgesellschaft" (WSE) befristet zur Zwischennutzung überlassen wird, mittels Lehr- und Forschungstätigkeiten sozialräumlich aktiviert und bedarfsorientiert erweitert.

Studierende und Asylsuchende finden sich über das bereits bewährte DISPLACED-Buddysystem zu 1:1-Teams zusammen und machen sich zunächst gemeinsam auf die Suche nach sozialintegrativen "Co-Learning-Spaces". So soll Woche für Woche ein anderer "Co-Learning-Space" – in Wiener Biblotheken aber auch an (informellen) Aufenthalts- und Aktionsorten in der Stadt – erkundet werden. Über subjektive Befunde, etwas das gemeinsame Raumerleben und das gemeinsame Erörtern von persönlichen Co-Learning-Bedürfnissen und -Erfahrungen, aber auch über Recherche, Analyse und Reflexion sollen räumliche Bedingungen und Gestaltungszugänge, die die verschiedene Formen des sozialintegrativen Co-Learnings ermöglichen und fördern, erforscht und ausgelotet werden.
Während der Lehrveranstaltungs-Kernzeit (jeden Donnerstag von 15:00 bis 17:00) werden diese unterschiedlichen Forschungszugänge und -erkenntnisse, die die Kleinteams auf ihren wöchentlichen Exkursionen sammeln konnten, in die Großgruppe zurückgespielt und gemeinsam diskutiert. Auf Basis des so erarbeiteten Erfahrungs- und Recherchewissens werden erste räumliche Settings als Input für die zukünftige Neu- und Umgestaltung der TUW-Bibliothek entwickelt.

In diesem Stegreifentwerfen steht die künstlerische Prozessorientierung im Vordergrund, der respektvolle, einfühlsame und vertrauensbildende persönliche Umgang ist dabei eine wichtige Grundlage. Denn in Real-Live-Projekten wie diesem geht es ganz zentral darum, die menschliche Beziehungen 1:1 zu gestalten: Der Wert schätzende persönliche Kontakt, das gemeinsame sinngebende Tun auf Augenhöhe, der verbale (und auch non-verbale) Austausch ist, wie wir aus unseren bisherigen Kooperationen mit Asylsuchenden wissen, besonders wichtig, um ein gelingendes mit- und voneinander Lernen zu ermöglichen.
Unsere Projekt-PartnerInnen vor Ort werden vor allem aus dem nahe gelegenen Flüchtlingsquartier "Haus Erdberg" kommen. Durchaus willkommen ist es aber auch, bereits bestehende persönliche Kontakte zu AsylwerberInnen zu nützen und sie als Buddys in dieses Stegreifentwerfen miteinzubeziehen.