Spiel.Raum.Stadt.

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Sommersemester 2017
TU Wien Fakultät für Architektur und Raumplanung

Spiel ist die erste und wichtigste Lernform von Kindern.
Spielerisch erkunden Kinder ihre Umgebung, lernen Räume und ihre Eigenschaften kennen: Materialien, Texturen, Atmosphären, etc. Im Spiel werden soziale Verhaltensweisen und kulturelle Codes vermittelt. Im Spiel testen Kinder Handlungsoptionen und erfahren Reaktionen oder Konsequenzen. Nicht zuletzt eignen sich Kinder über spielerische Handlungen neue und ungewohnte Räume und Umgebungen an.

Dieser enge Zusammenhang zwischen Spiel- und Raumerfahrungen war zentrales Thema der Lehrveranstaltung »Spiel. Raum.Stadt«.

Gemeinsam mit den Kindern aus der Flüchtlingsunterkunft »Haus Erdberg« entwickelten Studierende Spielvariationen in und für OPENmarx – einem experimentellen Ort der gemeinsamen Wissensproduktion am Areal des ehemaligen Zentralviehmarktes im dritten Wiener Gemeindebezirk. Das gemeinsame Spiel diente als Ausgangspunkt für das gegenseitige Kennenlernen von Studierenden und Geflüchteten. Der spielerische Zugang bot die Möglichkeit, insbesondere die Zielgruppe der Kinder anzusprechen, über die wiederum auch Mütter und Väter in die gemeinsamen Aktivitäten in OPENmarx einbezogen werden konnten. Und nicht nur den Kindern, auch uns Studierenden und Lehrenden diente das Spiel als Lernform: Spielerisch wurden räumliche Potenziale ausgetestet und die Nutzung von Räumen durch Kinder erforscht.

Das Spiel schuf den Rahmen für Lernerfahrungen rund um die Wahrnehmung von Raum und Verortung in der Stadt. Im Laufe des Semesters durchlief die Entwicklung der Spiele mehrere Phasen und unterschiedliche Maßstäbe: Zu Beginn stand das improvisierte Spiel im Vordergrund, im Verlauf wurden Spiel- und Lernerfahrungen in ein »stadträumliches Spiel« übersetzt, welches im Bezugs-Stadtraum OPENmarx stattfindet und diesen thematisiert.

Entstanden sind acht stadträumliche Spiele, welche gespielt und als Spielanleitung für OPENmarx zusammengefasst wurden, und so zum Nachspielen oder Weiterentwickeln anregen und den Blick auf räumliche Bedingungen und Details in OPENmarx und Umgebung lenken.

»Spiel.Raum.Stadt« bot den Studierenden die Möglichkeit mittels spielerischer Praktiken Stadträume als Bildungsräume zu erforschen und zu gestalten. Der Fokus lag auf der Wahrnehmung und Nutzung des Stadtraums durch geflüchtete Kinder und Jugendliche ohne Zugang zu formalen Bildungssystemen.

Die Lehrveranstaltung war Teil des interdisziplinär angelegten Lehr- und Forschungsprojektes »Place of Importance« (Harather, Peer, Semlitsch, Stuefer - 2016), welches sich zum Ziel setzt, die Innovation von Forschung und Lehre an der TU Wien durch eine strategische Stärkung bedarfsorientierter, informeller und sozial integrativer Bildungsräume voranzutreiben.