Bildung Gesellschaftlicher Öffnung

Zurück zur Übersicht

Migration wird in Österreich häufig als ein Prozess betrachtet, der sich nur außerhalb der eigenen Staatsgrenzen zu vollziehen hat. Zu Unrecht wird damit ausgeblendet, dass Österreich und alle übrigen europäischen Länder Migrationsgesellschaften sind. Im Sinne einer zukunftsorientierten Gesellschaftspolitik müsste der Kontext von Migration und Integration in allen Bereichen dieser Gesellschaften als Herausforderung und Chance wahrgenommen werden.

Die Wissenschaft kann hier mit gutem Beispiel vorangehen, indem sie Bildung umfassend in den Kontext des gesellschaftlichen Wandels stellt. Das erfordert Mut zur Veränderung, die Bereitschaft, neue Wege zu erproben und insbesondere Formen der gesellschaftlichen Öffnung zu kultivieren.

Architektur und räumliche Planung können auf vielfältige Weise (z. B. auf verschiedenen Ebenen oder in unterschiedlichen Kooperationen) zur Gestaltung zeitgemäßer Lehr- und Lernsettings beitragen, formale und informelle Aspekte der Bildung auf innovative Weise kombinieren und damit an der Entstehung neuartiger Bildungslandschaften mitwirken. Methodisch sind hier differenzbejahende und reflexive Zugänge gefragt: Denn Bildungslandschaften sind Gemenge, in denen die Beteiligten Ordnungen und Orientierungen entfalten, die nicht zwingend einen gemeinsamen Wertehorizont oder Wissenskanon formen. Vielmehr verändert sich diese Landschaft permanent in den Auseinandersetzungen zwischen AkteurInnen in heterogenen Netzwerken.

Gerade weil Migrationsphänomene gesellschaftliche und institutionelle Wirklichkeiten in Frage stellen, sind die mit Bildungslandschaften assoziierten Möglichkeitsräume und an sie geknüpfte Praktiken von Relevanz. Zur Disposition steht die Frage, wie sich »unsere« Gesellschaft jenseits der ausgrenzenden Fixierung auf »Nation« und auf andere Deutungsgewohnheiten als Bezugsrahmen neu konstituiert, wie auch eine soziale Einbeziehung in die Bildung und andere bedeutende gesellschaftliche Teilbereiche gelingen mag.
 

TU Wien

TU WIEN CV Christian Peer

Fachbereich Soziologie des Departments für Raumplanung der TU Wien

Abteilung für Wohnbau und Entwerfen am Institut für Architektur und Entwerfen der TU Wien