DISPLACED. Verlorene Lebensräume

Zurück zur Übersicht
Sommersemester 2018
TU Wien Fakultät für Architektur und Raumplanung

Institut für Kunst und Gestalten der TU Wien http://kunst1.tuwien.ac.at

Nicht zuletzt die Fluchtbewegungen der letztenJahre, ausgelöst durch multiple humanitäre Krisen in vielen Teilen dieser Welt, stellen Fragen nach Verteilungsgerechtigkeit, Solidarität, gesellschaftlicher wie individueller Verantwortung. Was kann, was soll unser konkreter künstlerischer/architektonischer/gestalterischer Beitrag angesichts dieser aktuellen Herausforderungen sein?

Das Lehr- und Forschungsprojekt „DISPLACED“ wurde 2015 gestartet, um über Selbstermächtigung, Tatkraft, soziales Engagement und vielschichtiges Lernen – mit- und voneinander – praxisbezogene 1:1-Beiträge vor Ort mit Asylsuchenden zu erarbeiten. Das Stegreifentwerfen baut auf diesen Erfahrungen und Erkenntnissen auf, vorhandene sozialräumliche Strukturen sollen genützt und über bestehende sowie neu aufzubauende persönliche Kontakte zu Asylsuchenden experimentelle Formen der Raumforschung gemeinsam entwickelt werden: Die individuell erinnerten Besonderheiten der verlorenen Räume ebenso wie die nun wahrgenommenen oder auch zukünftig ersehnten Raumatmosphären bilden die Basis einer künstlerischen Raumforschung, die einen Gegenpol zu aktuellen Migrations- und Integrationsdebatten darstellt: Welche Lebensräume sind verloren gegangen? Welche Wohn- und Arbeitsräume gab es in der alten Heimat, welche Bildungsräume? Was wurde dabei als besondere räumliche Qualität empfunden? Wie sieht die derzeitige (Lebens-)Raumsituation aus? Was wird aktuell am meisten vermisst? Was sind mögliche Zukunftsszenarien?

In diesem Semester verlassen wir abermals den vertrauten Lernort Universität und begeben uns auf das OPENuniversity-Gelände in Neu Marx in unmittelbarer Nähe des Flüchtlingsgroßquartiers Haus Erdberg.

In 1:1-Teams rekonstruieren Studierende und Asylsuchende die individuellen verlorenen Lebensräume, halten diese subjektiven Befunde sowie Transformationsmöglichkeiten in das Hier und Jetzt als zeichnerische/collagierte Raumbiografien fest. In diesem Stegreifentwerfen steht die künstlerische Prozessorientierung im Vordergrund, wobei gezielte Recherchen und einfühlsame persönliche Kontaktnahmen wichtige Grundlagen bilden.